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Portraits
FRANZ MÜLLER-HEUSER
8. März 1932 - 30. Dezember 2010
Sänger
FRANZ MÜLLER-HEUSER
8. März 1932 - 30. Dezember 2010
Sänger
Franz Müller-Heuser war von 1976 bis 1998 Direktor der Hochschule für Musik Köln
Die erste Begegnung mit Prof. Dr. Franz Müller-Heuser, dem langjährigen Direktor, amtierenden Rektor und Rektor unserer Musikhochschule in der Nachfolge von Prof. Siegfried Palm, hatte ich 1973 an meinem neuen Arbeitsplatz, als er – wie jeden Dienstag in dieser Zeit – mit dem roten Bauleiter-Schutzhelm von der wöchentlichen Begehung des entstehenden Neubaus in sein Büro zurückkehrte. Der allen langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unvergessene damalige Verwaltungsdirektor Peter Kluth hatte für die Verstärkung des Mitarbeiterstabs gesorgt, – waren doch durch die Eingliederung der Abteilungen Aachen, Düsseldorf und Wuppertal, sowie durch die Arbeitsplanungen in Verbindung mit dem bevorstehenden Umzug in die neuen Räumlichkeiten eine Fülle von zusätzlichen Aufgaben zu erledigen. Richtfest, Einweihung des Neubaues und später des heutigen Konzertsaales folgten. Meine anfangs halbtägige Tätigkeit im Vorzimmer des (Di)Rektors ging bald in eine ganztägige, mehr als 25-jährige, überaus harmonische und abwechslungsreiche Zusammenarbeit über.
Als Professor für das Fach Gesang hat Prof. Dr. Müller-Heuser zahlreiche Studierende zum Abschluss geführt. Die jungen Sängerinnen und Sänger seiner Gesangsklasse freuten sich auf den Unterricht mit ihm und nahmen auch zeitliche Verschiebungen – bedingt durch die vielen Sitzungen und auswärtigen Termine – in Kauf. Heute sind dies weithin tätige Sänger, und einige von ihnen sind selbst Professoren.
In Erinnerung sind mir viele schöne Aufführungen mit dem Bass-Bariton Franz Müller-Heuser in Köln und anderswo, und die vorangehenden Proben, besonders die mit dem KVC, dem „Kölner Vokal-Consort“, die zum Beispiel zur weihnachtlichen Zeit mit ihrem Programm an Madrigalen im Unterrichtsraum nebenan stattfanden, verschönten mir meine Arbeit in meinem Büro auf wunderbare Weise.
Als Direktor und Rektor kann Prof. Dr. Müller-Heuser auf eine überaus erfolgreiche Amtszeit zurückblicken: So gelang es ihm, das berühmte Amadeus-Quartett und später das nicht weniger renommierte Alban-Berg-Quartett als Lehrer für die Hochschule zu gewinnen. Nicht unerwähnt sollten die zahlreichen Konzertzyklen in unserer Musikhochschule sein, so die Schubertiaden 1978, den Mozartzyklus 1979/ 80 und den Brahms-Zyklus 1983, um nur einige zu nennen. Hier standen Professoren der Musikhochschule vor begeistertem Publikum auf dem Podium. „Gaukler-Festival“ (mit Milan Sladek), „King's-Singers“, „Jeder braucht Musik“ (ZDF, Prof. Dr. Rauhe) und „Mittwochs in...“ (mit Walter Erasmy) und viele andere interessante Aufführungen und Konzerte folgten.
In diese Zeit fallen auch die geschlossenen Partnerschaften, zum Beispiel mit dem Tschaikowsky-Konservatorium Moskau, mit der Hanyang-University Seoul (Korea) – um nur einige zu nennen. Hier kam es zu vielen Begegnungen, sowohl dort wie in Köln, in den zahlreichen Dozenten- und Studentenkonzerten. Stellvertretend für viele andere Aktivitäten sei hier das Zustandekommen von Zwei Aufführungen von Johann-Sebastian Bachs „Matthäus-Passion“ mit unserem Hochschulchor und dem Orchester des Tschaikowsky-Konservatoriums Moskau in dem dortigen berühmten Konzertsaal und später dann in der Kölner Hochschule genannt.
Anlässlich der Zusammenkunft der „Association Europeenne“ – der Vereinigung europäischer Musikhochschulrektoren – im Jahre 1980 erstmals in der Kölner Musikhochschule wurde Prof. Dr. Müller-Heuser zu ihrem Präsidenten gewählt, und er blieb es acht Jahre lang.
In vielen Sitzungen von Fachkommissionen, Institutskonferenz und Senat wurden die Vorarbeiten zur Erstellung einer eigenen Rektoratsverfassung und damit zur Verwirklichung des Kunsthochschulgesetzes NRW geleistet, welche am Ende der achtziger Jahre in Kraft trat, und die Gliederung in Fachbereiche unter der Leitung von Dekanen sowie die Wahl eines Rektors und zweier Prorektoren Zur Folge hatte.
Zweimal fiel in die Amtszeit von Prof. Dr. Müller-Heuser die Federführung der Konferenz aller deutschen Musikhochschulen – jeweils für zwei Jahre –, und in dieser Zeit (es war noch die Ära ohne Fax, Handy und E-mail) standen die Telefone nicht still.
Und dann der Glücksfall: Frau Caterina Tomassoni, eine Römerin, kam auf Empfehlung des Direktors des Beethovenhauses Bonn in unser Hochschulbüro, um Prof. Dr. Müller-Heuser eine Stiftung zum Andenken an ihre Verstorbene Schwester Valentina, die eine Musikliebhaberin und eine große Verehrerin Beethovens gewesen war, anzutragen. Diese solle in Form eines Klavierwettbewerbes Studierenden aller Nationalitäten zugute kommen. Im Gegensatz zu seinem Rektorkollegen aus Rom nahm Prof. Dr. Müller-Heuser das Geschenk hocherfreut an – wohl wissend, was da auf ihn und seine Mitarbeiter(innen) zukam. So konnte 1981 der erste „Premio Tomassoni“ – der Internationale Klavierwettbewerb Köln, Stiftung Tomassoni, stattfinden –, und bis heute folgten im Abstand von zwei bis drei Jahren weitere erfolgreiche Wettbewerbe mit international besetzter Jury und umjubelten Preisträgerkonzerten im Konzertsaal und dann in der Kölner Philharmonie. Diese Stiftung ermutigte die Kölner Familie Kulenkampff, es der italienischen Mäzenin gleichzutun, und zum Andenken an ihren Vater Georg Kulenkampff einen Internationalen Violinwettbewerb Köln ins Leben zu rufen. Prof. Dr. Müller-Heuser machte es möglich –, und dieser Wettbewerb fand just im Jahr 1999 schon zum fünften Mal statt. Prof. Dr. Müller-Heuser hätte als Sänger schon immer gern einen internationalen Gesangswettbewerb in Köln gehabt. Durch die Stiftung Helga und Paul Hohnen ging ihm auch dieser Wunsch noch kurz vor seiner Pensionierung in Erfüllung. Diese drei Wettbewerbe trugen und tragen dazu bei, den Ruhm der Kölner Musikhochschule in alle Welt zu Verbreiten.
1983 wurden in der Hochschule die Wurzeln zur Gründung des Landesmusikrates Nordrhein-Westfalen gelegt und unter der tatkräftigen Mithilfe von Richard Schäfer (der auch schon die beiden Internationalen Wettbewerbe organisierte, die erarbeitete Rektoratsverfassung zusammenstellte und die Redaktion der Hochschulzeitung „journal“ übernommen hatte) entstanden Materialien und Vorschläge zur Verwirklichung eines Landesmusikplanes. In der Gründungsveranstaltung wurde Prof. Dr. Müller-Heuser zum ersten Präsidenten des Landesmusikrates Nordrhein-Westfalen e.V. gewählt.
Ende der achtziger Jahre Wählte dann der Deutsche Musikrat in Bonn Prof. Dr. Müller-Heuser zu seinem Präsidenten und damit zum obersten Repräsentanten für Musik in Deutschland. Dieses ehrenvolle Amt übt er bis heute aus. Nun könnte man Vermuten, dass Prof. Dr. Müller-Heuser damit völlig ausgelastet gewesen wäre. Aber er fand immer noch ein offenes Ohr für die Probleme der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sorgte stets für interessante und erlebnisreiche Betriebsausflüge, und ließ es sich nicht nehmen, anläßlich der traditionellen Weihnachtsfeier der Verwaltung für alle seine berühmte Erbsensuppe selbst zu kochen.
Im April 1997 ging Prof. Dr. Müller-Heuser in seinen wohlverdienten Ruhestand, nach einem schönen Abschiedsfest in unserer Hochschule. Mein Geschenk an ihn: ein Album voller Fotos von manchen der hier geschilderten Aktivitäten in dieser langen Zeit. Voller Respekt werden Sie mit mir der Meinung sein, dass das viel zitierte Wort „Musik ist schön, macht aber viel Arbeit“ hier in besonderer Weise zutrifft.
Am 30. Dezember 2010 ist Franz Müller-Heuser in Köln verstorben.
Marga Diener