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Portraits

FRANZJOSEF MAIER
27. April 1925 - 16. Oktober 2014
Dirigent

Franzjosef Maier

Franzjosef Maier wurde am 27. April 1925 in Memmingen geboren und lernte schon früh Geige, Bratsche und Klavier. Ab 1938 besuchte er das Augsburger Konsevatorium, anschließend die Müchner Akademie und das musische Gymnasium Frankfurt. Nach Kriegsende und Gefangenschaft studierte er bis 1948 an der Kölner Musikhochschule, unter anderem Komposition bei Philipp Jarnach. Von 1949 bis 1959 unterrichtete er Violine am Robert-Schumann-Konservatorium in Düsseldorf, ab 1959 hatte er dann eine Professur für Violine an der Muskhochschule Köln inne. 

Der Name Franzjosef Maiers ist vor allem mit den Anfängen der historisch informierten Aufführungspraxis eng verknüpft: Schon 1948 war Maier Mitbegründer des Collegium Musicum für Alte Musik des NWDR (Vorläufer des heutigen WDR). 1964 übernahm er als Konzertmeister die Leitung des durch die Plattenfirma Harmonia Mundi gegründeten Ensembles Collegium Aureum, das durch zahlreiche Einspielungen im Sinne der historisch informierten Aufführungspraxis wegweisend wurde.

Maier war auch maßgeblich beteiligt am Aufbau der Alte Musik-"Szene" in Köln, die bis heute einen internationalen Ruf genießt: Er nahm nicht nur für den NWDR und mit seinem in Köln ansässigen Collegium Aureum auf, sondern richtete schon 1959 ein Seminar für Alte Musik an der Kölner Musikhochschule ein. Zu seinen Schülern zählten Geiger wie Reinhard Goebel, Werner Ehrhardt und Manfredo Kraemer, die wiederum selbst Ensembles gründeten wie etwa Musica Antiqua Köln oder Concerto Köln und den Ruf Kölns als Hochburg für Alte Musik festigten.

Der Musikwissenschaftler, Autor und Geiger Jan Reichow, der bei Maier in den 60er Jahren studierte, erinnert sich im Rückblick: "Er konnte nicht nur Bach unterrichten, sondern Beethoven, Brahms, Glasunow, einfach alles, besonders gut z.B. Debussy, für mich eine Offenbarung. (...) Wir wurden angeregt, die Originaltexte zu studieren, z.B. Georg Muffats Einführungen in die französische Violinpraxis unter Lully, dargelegt im "Florilegium secundum" (1698), und all das führte zu atemberaubend neuen Klang- und Rhythmusvorstellungen, etwa in der Musik von Campra und Rameau (...)."

Franzjosef Maier starb am 16. Oktober 2014 in Bergisch Gladbach.

Martina Binnig

Quellen

WDR 3 Radiosendung vom 3. Januar 2015: "Kantabel und virtuos - Zum Gedenken an den Violonisten Franzjosef Maier"; Jan Reichow, "Meinem Lehrer zum Andenken", Concerto Januar 2015