Wall of Fame

Portraits

JIGGS WHIGHAM
20. August 1943
Posaunist

Jiggs Whigham

Als sich 1979 die ersten 80 jungen Musiker für ein Jazzstudium an der Kölner Musikhochschule einschrieben, wunderte man sich selbst in Fachkreisen: was hatte diese Musik, die doch so ganz einfach  aus dem Bauch kommen musste um richtig zu klingen, im akademischen Betrieb verloren? So etwas hatte es in Deutschland bis dato noch nicht gegeben. In den USA war Jazz  dagegen längst an den Colleges etabliert, weshalb es nur folgerichtig schien, einem Künstler aus dem Heimatland des Jazz die Leitung des neuen Fachbereichs anzuvertrauen. Mit Jiggs Whigham fiel die Wahl auf einen Musiker, der als renommierter Instrumentalist und guter Kenner der deutschen Jazzszene dem Studiengang Jazz zu einem glücklichen Start verhelfen sollte. 

Geboren am 20. August 1943 in Cleveland/Ohio, blies er bereits mit 17 Jahren die erste Posaune im "Glenn Miller Orchestra" und arbeitete zwei Jahre später mit dem legendären Jazzpianisten- und Komponisten Stan Kenton. Daneben studierte er Komposition am "Cleveland Institute of Music". 1965 verließ Jiggs Whigham die Vereinigten Staaten und folgte dem Ruf Kurt Edelhagens nach Köln. Der Klarinettist leitete seinerzeit für den WDR eine Big Band, die sich mit hochkarätiger Besetzung und ohne kommerzielle Verpflichtungen ganz dem Jazz widmen durfte. Als Kurt Edelhagen, der übrigens von 1958 - 1960 bereits eine Jazzklasse an der Musikhochschule Köln aufgebaut hatte, den Vertrag mit dem WDR auflöste, wechselte Jiggs Whigham zu Peter Herbolzheimers legendärer Big Band "Rhythm Combination and Brass". In den 1970er-Jahren nahm er mit prominenten Gastmusikern wie Niels Henning Ørsted Pedersen und George Gruntz eigene Alben auf. Somit war er 1979, als er in Köln seine erste Professur erhielt, durchaus kein Unbekannter, sondern ein bereits prominenter und außerordentlich erfolgreicher Musiker, der übrigens neben der Posaune auch eine ganze Reihe anderer Instrumente gut beherrschte. 

Neben seiner Lehrtätigkeit an der Musikhochschule tourte er mit unterschiedlichen Besetzungen und nahm weiterhin Alben auf. Zusätzlich zu seinen eigenen Aufnahmen  ist er auf Produktionen zahlreicher prominenter Interpreten wie Dizzy Gillespie, Ella Fitzgerald, Judy Garland, Benny Goodman, Quincy Jones, Tony Bennett, Count Basie und Michael Bublé zu hören.

Zwei Jahre lang leitete er von 1984 bis 1986 die "Schweizer Radio Band" und fünfzehn Jahre lang, von 1985 bis 2000, die "RIAS Big Band Berlin". Nach seinem Abschied von der Kölner Musikhochschule ernannte ihn die "Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin" zum Professor auf Lebenszeit.  

Jiggs Whigham erhielt Gastprofessuren an der "Indiana University", dem "Royal Northern College of Music" in Manchester und der "Universität Graz". Er ist heute weiterhin als international gefragter Posaunist erfolgreich. Unlängst veröffentlichte er zwei  Posaunenschulen und wurde von der "Conn-Selmer Inc.", dem führenden Hersteller von Blasinstrumenten, zum Berater und "Artist in Residence" ernannt. Er ist musikalischer Leiter der Londoner "BBC-Big Band" und des "Brandenburger Landesjugendjazzorchesters", außerdem künstlerischer Leiter des "Berliner Jazz Orchesters" sowie des "Bundesjazzorchesters". Jiggs Whigham lebt in Bonn-Bad Godesberg und Cape Cod/Massachusetts.