Wall of Fame

Portraits

JOHN TAYLOR
25. September 1942 - 17. Juli 2015
Jazzpianist

John Taylor

John Taylor wurde am 25. September 1942 in Manchester geboren.

In einem Interview in der "Jazzzeitung" 2008/05 erzählt Taylor von seinen ersten musikalischen Eindrücken: "Meine 15 Jahre ältere Schwester Catherine war Pianistin. Sie spielte Chopin, Bach und Schubert, was mich auf wunderbare Weise in den Schlaf wiegte. Es machte einen so großen Eindruck auf mich, dass ich später wie selbstverständlich zum Klavier ging und versuchte zu spielen. Mein Vater, der sich das Klavierspiel selbst beigebracht hatte, erklärte mir schließlich das Notensystem, denn ich spielte natürlich alles nach Gehör. Als ich etwa zehn Jahre alt war, ermutigten mich meine Eltern, eine Klavierlehrerin (...) aufzuchen - eine sehr nette ältere Dame namens Ethel Pepper. Sie spornte mich an, ließ mich Tonleitern und Übungen spielen, während sie dabei strickte. Ich ging für ein Jahr etwa jede Woche zu ihr, das war der einzige formale Unterricht in meinem Leben."

Doch auch ohne weitere formale Ausbildung und nach sechs Jahren in London, in denen er tagsüber einem Bürojob nachging und abends bei Jam-Sessions in Ronnie Scott´s Jazz Club mitwirkte, begann Taylor 1969 eine internationale Laufbahn als professioneller Jazzmusiker - zunächst in der Zusammenarbeit mit dem Saxophonisten John Surman. Als inspirierend für sein eigenes Schaffen nannte Taylor Musiker und Komponisten wie  Olivier Messiaen, Herbie Hancock oder Bill Evans und vor allem Evans´ Album "Explorations".  1977 gründete Taylor sein eigenes Trio "Azimuth" mit der Sängerin Norma Winstone und dem Trompeter und Flügelhornisten Kenny Wheeler. Taylor dazu: "Bei Azimuth (...) bestand die Herausforderung darin, Musik zu schreiben und zu spielen, die ohne Rhythmusgruppe auskommt."

Außerdem spielte Taylor u.a. mit Lee Konitz, Gil Evans, Jan Garbarek, Charlie Mariano, Peter Erskine, Ralph Towner, Joey Baron, Marc Johnson, Charlie Haden, Miroslav Vituos, Arild Anderson, Dave Holland, Chris Potter, Enrico Rava, Michael Brecker und Jack De Johnette. Er trat besonders mit Trio- und mit Solo-Einspielungen hervor. Sein Solo-Album "Insight" aus dem Jahr 2003 gilt als eine seiner maßgeblichsten Aufnahmen.

Für seine Komposition "The Green Man Suite" erhielt Taylor 2002 den BBC Jazz Award in der Kategorie "Best New Work".

Taylor wirkte von 1993 bis 2007 als Professor für Jazzklavier an der Hochschule für Musik und Tanz Köln.

John Taylor über seine Unterrichtstätigkeit: "Mit meinen Studenten in der Hochschule auf zwei Flügeln zusammen zu spielen, war immer eine große Freude und ein Privileg! Man kann über die musikalischen Dinge reden, sie betrachten oder anhören, aber nur durch das gemeinsame Spielen befindet man sich unmittelbar im Prozess des Erschaffens. (...) Meine Arbeit, die ich mein Leben lang verfolgt habe, setzte sich gewissermaßen im Unterrichtsraum fort. Ich behaupte, man kann viel erreichen, wenn man den nötigen Enthusiasmus mitbringt, eine Vision, und wenn man ein ehrliches und dringendes Bedürfnis hat, die Herausforderung anzugehen."

John Taylor starb am 17. Juli 2015, nachdem er bei einem Auftritt auf dem Saveurs Jazz Festival einen Herzinfarkt erlitten hatte.