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Portraits

KURT MOLL
11. April 1938 - 5. März 2017
Sänger

Kurt Moll

Kurt Moll lehrte von 1992 bis 2005 als Professor für Gesang an der Hochschule für Musik und Tanz Köln und war einer der führenden Vertreter des tiefen Bass-Faches.

Geboren in Buir bei Köln wollte er zunächst Cellist werden, begann aber 1958 sein Gesangsstudium an der Kölner Musikhochschule, was er später privat bei Emmy Müller in Krefeld fortsetzte.

1961 debütierte er als Lodovico in Verdis Othello am Stadttheater Aachen. Nach Stationen in Mainz, Wuppertal und Hamburg feierte er seinen internationalen Durchbruch 1970 als Sarastro in Mozarts Die Zauberflöte bei den Salzburger Festspielen, gefolgt vom Bayreuther Debut 1971 als Einspringer in der Rolle des Veit Pogner in Die Meistersänger. Seine fast 50-jährige, internationale Karriere führte ihn an Opernhäuser und Festspielorte in Wien, München, Berlin, Paris, Mailand, London, New York, San Francisco und Tokyo, bei denen er unter Dirigenten wie Herbert von Karajan, Karl Böhm, Carlos Kleiber und Wolfgang Sawallisch sang.

Mit seiner tiefen Bassstimme gehörte vorallem das deutsche Opernfach mit zahlreichen Fachpartien zu seinem Repertoire. So brillierte er in Wagner-Opern in den Rollen Landgraf Hermann (Tannhäuser), Fafner (Das Rheingold und Siegfried), Hunding (Die Walküre), König Marke (Tristan und Isolde) und Gurnemanz (Parsifal). Ebenso glänzte er als Osmin in Mozarts Die Entführung aus dem Serail und in Richard Strauss' Opern Der Rosenkavalier (als Ochs) und Die schweigsame Frau (als Sir Morosus).

Kurt Moll war zudem in den letzten zwei Jahrzehnten seiner aktiven Zeit ein renommierter Oratorien- und Liedsänger. 2006 verabschiedete er sich mit der Rolle des Nachtwächters aus Wagners Meistersingern von der Bühne.

Seine als beispielhaft geltenden Darstellungen der großen Basspartien machten ihn zu einem der wichtigsten Interpreten seines Fachs und zum weltweit gefeierten Sänger – „ein Bass, wie aus dem Bilderbuch“ beschrieb es der NDR. Er trug die Ehrentitel Wiener, Bayerischer und Hamburger Kammersänger und erhielt 2002 den Bayerischen Maximilianorden. Dabei blieb er aber stets bodenständig und realistisch, seine Ambitionen erstreckten sich nicht auf die Klassenziele der großen Basspartien, sondern waren bewusst gewählt. Dadurch konnte er sich die stimmliche Flexibilität und Wandlungsfähigkeit für das große Spektrum seiner Partien bewahren. Natürlich zu singen und mit der Rollenauswahl keine Experimente zu wagen sei sein Weg - so drückte er es in der BR-Dokumentation von Eckhart Schmidt aus dem Jahr 2000 aus.

Ähnlich vorausschauend und fürsorglich unterrichtete er in den 13 Jahren seiner Professur an der HfMT Köln seine Gesangsstudenten. Das „Innere nach Außen kehren“, also mit der eigenen Vorstellung zu arbeiten und die Künstlerpersönlichkeit sorgsam aufbauen, ohne dabei den sängerischen und persönlichen Reifeprozess mit falschem Ehrgeiz zu überrumpeln – das waren die Anker seiner pädagogischen Tätigkeit, die er auch in zahlreichen Meisterkursen weitergegeben hat. 

Rika Eichner