Wall of Fame

Lazzaro Uzielli war von 1907 bis 1929 Professor für Klavier am Konservatorium und an der Hochschule für Musik Köln.

An der Kölner Hochschule lehrten später folgende seiner Schüler: Karl-Hermann Pillney, Erich Rummel, Josef Streiffeler, Hede von Lukowitz Toepel

Nach mehreren Stagen des Klavierunterrichts bei privaten Musiklehrern – acht Jahre alt, wurde ich schon zum allwöchentlichen Klavierunterricht geschickt – fand mich der letzte meiner Lehrer, ein gewisses Fräulein Weinert, reif und fortgeschritten genug, höhere Weihen zu empfangen. Dafür galt damals der Eintritt in die noch „Konservatorium“ genannte Musikhochschule, um dorten bei einem der reputabelsten Meister zu studieren. So wurde ich nach einer längeren Prozedur in die Klasse des für die Meisterfortbildung zuständigen Lazzaro Uzielli aufgenommen.

Der erste Anblick von Uzielli war irgendwie angsterweckend, zumal er nicht sonderlich gesprächig war, – ein italienischer Teufelskerl wie Paganini, ging einem durch den Kopf. Alsbald ließ sich erkennen, dass er sehr streng und nur darauf aus war, Virtuosen zu drillen. Sogenannte Persönlichkeitsgespräche kultureller, sozialer oder gar psychologischer Art gab es nicht: Er kam einem persönlich nicht nahe, und zu ihm ließen sich über das Schüler-Lehrer-Verhältnis hinaus keine Affinitäten herstellen. Erkenntnisse und Handhabung einer modernen, Technik, Kunst und Persönlichkeitsbildung integrierenden Pädagogik waren ihm fremd. Das Wie und Warum von Interpretation Wurde, soweit ich mich erinnere, nie diskutiert.

Ein Musikstück, meistens ein Satz aus einem Klavierkonzert, wurde zur Aufgabe gestellt, und ran, ohne viel Palaver, ging es an den Flügel, Während sich Uzielli an den anderen Flügel in seinem Zimmer setzte. Er verlangte von Anfang an, dass auswendig gespielt wurde, und koste es, was es wolle, ihm, der das gleiche Stück auf seinem Flügel begleitete, zu folgen sei. Natürlich machte er während des Spiels hier und da Bemerkungen, aber das Schlimmste, vor dem wir alle zitterten, war der Abbruch des Unterrichts, falls einen das Gedächtnis verließ oder eine falsche Note erklang. Dann stand er auf– auch wenn der Unterricht gerade erst begonnen hatte – und sagte: „Bis zum nächsten Mal“. Für mich war der Italiener Uzielli ein Unsympath.

Es ist anzumerken, dass ich nur für einige Monate bei Lazzaro Uzielli Unterricht gehabt hatte. Denn ich hatte vor den Nazis aus Köln zu fliehen, und Maestro Uzielli wurde angeblich wegen seiner jüdischen Herkunft entlassen. Uzielli wurde 1861 in Florenz geboren und starb 1943 in Bonn. 

Alphons Silbermann

Prof. Dr. Alphons Silbermann leitete seit 1960 an der Kölner Hochschule für Musik ein Seminar für Musikkritik und hielt bis 1981 Vorlesungen Zur Musiksoziologie und Musikästhetik. Prof. Silbermann Verstarb wenige Wochen nach Abfassung des Artikels am 4. März 2000 im Alter von 90 Jahren in Köln.