Wall of Fame

Portraits

MAX ROSTAL
7. Juli 1905 – 6. August 1991
Violinist

Max Rostal

Max Rostal war von 1957 bis 1983 Professor für Violine an der Hochschule für Musik Köln. Unter seinen zahlreichen Schülern haben wiederum an der Kölner Hochschule gelehrt: Igor Ozim, das Amadeus-Quartett, Susanne Rabenschlag. Flesch hatte eine Reihe bedeutender Schüler, u.a. Alma Moodie, Ginette Neven, Ida Händel, Josef Wolfsthal, Bronislav Gimpel, Szymon Goldberg, Henryk Szeryng und nicht zuletzt Max Rostal. Flesch erkannte, dass Max Rostal der pädagogisch begabteste unter seinen Schülern war. Und so ernannte er ihn 1925 zu seinem Assistenten. 1930 wurde Rostal mit knapp 25 Jahren als Professor an die Berliner Hochschule berufen.

Schon sehr bald war er ein sehr gesuchter Lehrmeister. Nach seiner Emigration 1933 machte er sich in England– nicht nur als Solist, sondern ebenso als Pädagoge – schnell einen großen Namen. Er hielt engen Kontakt zu seinem Lehrer Flesch, der zu jener Zeit ebenfalls in London lebte, und beide tauschten ihre Erfahrungen und neuen Erkenntnisse aus. Von 1957 bis 1983 leitete Rostal eine Meisterklasse für Violine an der Hochschule für Musik Köln.

Kurz nach seiner Berufung an die Kölner Hochschule hatte ich das große Glück, dass Rostal mich um Mitarbeit bat. Dies führte für mich zu einer Kette von fruchtbaren Erkenntnissen, die ich als seine Assistentin während 25 Jahren sammeln konnte. Am Anfang war es nicht ganz leicht für mich, das Neue seiner Unterrichtsweise zu verstehen, zu ordnen und vor allem mit Überzeugung lehren zu können. Ich war – als dankbare Flesch-Schülerin – überzeugt, dass dessen Methode nicht zu überbieten sei. Aber ich erkannte sehr bald, dass Rostals Neuerungen zeitbedingt notwendig waren. Im Blick auf Flesch bedeuten die Lehrmethoden Rostals keine Revolution, sondern eine Evolution.

Eine ungewöhnliche analytische Begabung hat Rostal dazu befähigt, in seinen eigenen Interpretationen, in denjenigen seiner Schüler und nicht zuletzt in den von ihm herausgegebenen Ausgaben Klarheiten zu schaffen, die heute als exemplarisch gelten. Er hat mit vielen Tabus und sogenannten Traditionen – die Gustav Mahler „Schlampereien“ nannte – gründlich aufgeräumt und eine geigerische wie auch interpretatorische Ästhetik geschaffen, die weit über seine persönlichen Schüler hinaus Verbreitung gefunden hat.

Rostal war eine anerkannte Kapazität, aber er war durchweg nicht „autoritär“. Von seinen vielen Schülern aus aller Welt wurde er mit großem Respekt geliebt und verehrt – aber nie gefürchtet. In den über 2.000 Unterrichtsstunden, die ich miterlebte, kam es nie zu dramatischen Szenen, ironischen Bemerkungen oder gar Beschimpfungen. Rostal trug den individuellen physischen und psychischen Eigenarten seiner Schüler mehr Rechnung als früher üblich. So konnte man Zwar bei ihnen den Stempel seiner Schule erkennen, aber dennoch spielte jeder Sehr verschieden vom anderen.

Max Rostal verfügte über einen Erfahrungsschatz von mehr als 50 Jahren Lehrtätigkeit an führenden Musikhochschulen. Die Ernte dieser pädagogischen Arbeit sind viele namhafte Rostal-Schüler in der ganzen Welt (Wir kennen in Deutschland Vor allem Edith Peinemann, Ulf Hoelscher, Igor Ozim, Thomas Brandis, Kurt Guntner, das Amadeus-Quartett). Seine Ausgaben der Standardwerke der Violinliteratur werden noch lange gültig bleiben.

Im Blick auf den großen Kreis seiner Schüler zeichnet sich zunehmend ab, dass als der eigentliche Nachfolger Rostals Igor Ozim bezeichnet werden kann, der die erfolgreiche Technik bis zur avantgardistischen Violinliteratur weiterentwickelt hat. 

Berta Volmer