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Portraits

PHILIPP JARNACH
26. Juli 1892 - 17. Dezember 1982
Komponist

Philipp Jarnach

Philipp Jarnach lehrte von 1927 bis 1950 Komposition und Tonsatz an der Hochschule für Musik Köln.

Ich habe komischerweise als Kind immer gesagt, Wenn ich groß bin, dann gehe ich nach Deutschland. Ich weiß gar nicht, warum ich das gesagt habe.“ (Jarnach)

Die Ahnung des frühreifen Knaben erfüllt sich. Als 22-Jähriger, dessen erste Opera bereits im Druck vorliegen, verläßt ein junger, hochbegabter Musiker, Sohn eines spanischen Bildhauers und einer flämischen Mutter seine mediterrane Heimat, seine frühen Förderer Debussy und Ravel, den Wohlgesonnenen Verleger Durand, um in Räume Vorzustoßen, die ihm den klassischen Maßen der musikalischen Kunst näher scheinen als das nur Zeitgemäße seiner Umgebung. Auf dem für einen Künstler ungewöhnlichen Weg vom Süden zum Norden wurde er ein deutscher Komponist, der am 26. Juli 1892 in Noisy-le Sec (Frankreich) geboren, am 17. Dezember 1982 in Börnsen (Kreis Uelzen), 90-jährig, gestorben ist.

Es ist Philipp Jarnach, der 1927 unter dem Direktorat des Walter Braunfels, neben dem Dirigenten Hermann Abendroth und dem Pianisten Eduard Erdmann eine Professur für Komposition an der soeben gegründeten preußischen Hochschule für Musik in Köln annimmt. Diese Berufung würdigt nicht nur das glänzende Renommee eines erfolgreichen, erst 37-jährigen Komponisten, Dirigenten und Pianisten. Mit dieser Berufung gewinnt die junge Kölner Musikhochschule darüber hinaus einen Lehrer, der in der Vermittlung aller Fächer der musikalischen Satzkunst Auftrag und Verpflichtung sieht. Basis seines Dialogs mit dem komponierenden Nachwuchs ist eine auf strenge Traditionen bauende musikalische Sprachlehre, die dennoch frei und offen ist für alles, was sich auf dem Boden handwerklichen Könnens organisch entwickelt. Ziel und Zentrum dieser Lehre ist die „Schärfung des künstlerischen Gewissens, das in Freiheit und Bindung die Zukunft der musikalischen Kunst zu sichern vermag.“ (Jarnach)

Dieser, an Ferruccio Busoni orientierten, über die Materie hinausführenden Lehre folgen Generationen von Jarnach-Schülern, die auf unterschiedlichste Weise zu ihrer eigenen, hohe und höchste Ansprüche erfüllenden musikalischen Sprachefinden sollen. Sie danken hier und heute einem Lehrer, der unter Verzicht auf werbewirksame Förderung des eigenen oeuvres die künstlerische Aura dieses Hauses über alle offiziellen Ehrungen und Würdigungen seiner Person hinaus entscheidend mitgeprägt hat. Und sie danken einer Hochschule, die im „Wechsel wandelbarer Formen“ (Jarnach) in mehr als 75 Jahren künstlerische Maßstäbe gesetzt und bewahrt hat. Maßstäbe, deren Spuren nicht verwehen. 

Wilhelm Hecker

Prof. Wilhelm Hecker war von 1946 bis 1950 Studierender der Klassen Hans Anwander und Philipp Jarnach an der Hochschule für Musik Köln. Von 1959 bis 1988 unterrichtete er Liedbegleitung und Ensemble-Spiel an der Hochschule für Musik Köln.