Wall of Fame

Portraits

VINKO GLOBOKAR
geb. 7. Juli 1934 - 
Komponist

Vinko Globkar

Komponist und Posaunist, Professor für Posaune an der Hochschule für Musik Köln von 1968 bis 1976 sowie Dozent für Komposition bei den Kölner Kursen für Neue Musik.

Seine Kindheit verlebte Vinko Globokar in Tucqueugnieux, einem Bergbauort in Lothringen mit einer stark durch slowenische Emigranten geprägten Bevölkerung. Globokar wuchs zweisprachig auf und besuchte eine französische Schule und erhielt Musikunterricht. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges ging er 1947 in die Heimat seiner Eltern nach Ljubljana. Von 1949 an studierte Globokar am dortigen Konservatorium Posaune und wurde ein Jahr später Mitglied des Rundfunk-Jazzorchesters. 1954 absolvierte er in Ljubljana sein Musikdiplom und setzte sodann von 1955 bis 1959 sein Posaunenstudium am Conservatoire National Supérieure de Paris bei André Lafosse fort. Von 1959 bei 1963 studierte er sodann privat Dirigieren und Komposition bei René Leibowitz in Paris, ehe er 1964 zu Luciano Berio nach Berlin wechselte. In den Jahren 1965/66 lebte er in den USA und wirkte als Komponist und Posaunist am Center for Creative and Performing Arts in Buffalo/USA. 

Durch sein Studium in Frankreich und Deutschland kam Globokar sehr früh in Kontakt mit den aktuellen Entwicklungen der Komposition. Zugleich begeisterte seine große Virtuosität an der Posaune viele Komponisten, die Werke für ihn geschrieben haben, darunter Karlheinz Stockhausen, Luciano Berio und Mauricio Kagel. Seine eigenen Stücke aus dieser Zeit sind geprägt durch seinen kosmopolitischen Geist, die brillanten technischen Ansprüche an die Instrumentalisten, einen originellen und bisweilen humoristischen Zugang und nicht zuletzt seine Begeisterung für den Jazz. 

1968 wurde er an die Musikhochschule Köln berufen, wo er als Professor für Posaune und Dozent für Komposition bei den Kölner Kursen für Neue Musik wirkte. 1969 verlegte er auch seinen Wohnsitz nach Köln, wo er gemeinsam mit Michel Portal, Carlos Roqué Alsina und Jean-Pierre Drouet das freie Improvisationsensemble New Phonic Art begründete. Besonders im Bereich der frei improvisierten Musik war Globokars Einfluss seinerzeit maßgeblich. Er selbst hat die freie Improvisation folgendermaßen beschrieben: „Bei der freien Improvisation treffen sich Musiker verschiedener Herkunft auf der Basis wechselseitiger Toleranz (oder auch Intoleranz – es kommt auf dasselbe heraus). Sie zielen darauf ab, ein Gleichgewicht zwischen individueller Freiheit und reflektiertem gemeinsamem Bewusstsein herzustellen. Frei improvisierende Musiker können sich weder an veralteten Normen noch an Regeln individueller Art ausrichten. Beim Spielen entstehen wie von selbst gewisse Situationen, bestimmte Haltungen, Aktivitäten und Konstellationen, die – wenn sie redlich gewollt sind – äußerst kommunikativ sein können...” (Vinko Globokar: „Einatmen, Ausatmen”, Hofheim 1994)

Neben seiner Kölner Professur wurde er 1973 ans Institut für akustische Forschung und Koordinierung (IRCAM) als Leiter der Abteilung vokale/instrumentale Forschung berufen. Daher beendete er 1976 seine Lehrtätigkeit und übersiedelte nach Paris, wo er bis heute lebt und tätig ist. Zu seinen wichtigsten Kompositionen zählen die Bühnenwerke L’idôle, L‘armonia drammatica und Les Émigrés, zahlreiche Orchesterwerke, Ensemblewerke und Kammermusik. 

Ivan Grbesa / Arnold Jacobshagen